fiktives Verkehrszeichen mit Fragezeichen und Zusatzschild 'Rettungsgasse-Aufklärung!?'

Tücken bei der Rettungsgasse-Aufklärung

Zwar bemüht man sich auch in Deutschland um eine Aufklärung, doch geht das nicht ganz so strukturiert von statten, wie es in Österreich der Fall war und noch immer ist. Hier und da wird in deutschen Medien mal gefordert: „Die Rettungsgasse muss gebildet werden!“ – doch ist das wirklich die tatsächliche Forderung, die es bedarf?

Bitte, auf den Punkt kommen!

fiktives Verkehrszeichen mit Fragezeichen und Zusatzschild Rettunggasse-Aufklärung
Rettungsgasse-Aufklärung – ebenso stockend wie das Bilden der Gasse selbst!?

Zahlreiche Kampagnen und Medien-Beiträge unterschiedlicher Institutionen rufen zwar zum Bilden der Rettungsgasse auf, doch immer öfter fiel uns dabei auf, dass nur beschrieben wurde WIE die Gasse korrekt zu bilden ist.
Meist wird das Beispiel Autobahn-Stau gezeigt oder genannt, doch vergessen zu viele Verfasser dabei den zeitlichen Aspekt zu benennen!

Autofahrer haben wohl auch nach den aktuellen Aufrufen in den Medien weiterhin nur das eine Bild vor Augen: „Wenn Blaulicht im Rückspiegel auftaucht, dann muss ich Platz machen!“ – was viel zu spät und daher falsch ist.

Wir bemühen uns gerade um entsprechende Umfragen, bisher können wir nur aus unserem eigenen Umfeld schließen, dass wohl die meisten der Autofahrer sinngemäß so antworten würden: „Rettungsgasse ist das, was ich bilden muss, wenn sich von hinten Blaulicht/Martinhorn nähert“.
Und weil besonders bei Unfällen auf Autobahnen, aufgrund der gefahrenen Geschwindigkeiten von schweren Verletzungen auszugehen ist, hat die Thematik mit dem Bezug „Autobahn“ in unseren Augen Priorität. Also sollte dringend der zeitliche Aspekt benannt werden!


„Bei Staubeginn SOFORT Rettungsgasse bilden!“

So sollte es unserer Meinung in allen Medien gleich lautend(!) heißen. Auf Außerorts-Straßen und auf allen Autobahnen sofort Platz machen, solange alle Fahrzeuge noch halbwegs in Bewegung sind und das stressfreie Positionieren des eigenen Fahrzeugs noch möglich ist.

Mit Erstaunen bemerkten wir, wie viele Initiatoren zum Thema Rettungsgasse mittlerweile vertreten waren. Doch leider mussten wir feststellen, dass es dabei auch recht chaotisch zuging:

Einige Kritikpunkte an derzeitigen Rettungsgasse-Beiträgen und -Kampagnen listen wir hier auf.

Eindeutige Botschaft – verpufft

Screenshot der Pressemitteilung von Strassen.NRW. mit markiertem TextbereichDer Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen (Straßen.NRW) spricht als Betreiber von Autobahnen, Bundes- und Landstraßen in Nordrhein-Westfalen mit einem neuen Plakat gezielt die fremdsprachigen Fahrzeugführer aus dem Ausland an.
In der Pressemitteilung wird der Text eingeleitet mit: „Die Botschaft ist eindeutig: Bilden Sie im Stau eine Rettungsgasse!“
Auf diese noch sehr konkrete Benennung des korrekten Zeitpunkts zum Bilden der Rettungsgasse geht man im gesamten Beitrag auf der Webseite und im beworbenen Plakat leider gar nicht mehr ein.

„Eindeutige Botschaft“ fällt unter den Tisch

Der Hinweis, wann die Rettungsgasse zu bilden ist, wird in der Pressemeldung noch im ersten Satz benannt. Auf dem Plakat und an andere Stelle aber nicht übersetzt!
Weiterhin werden die angesprochenen Fahrzeugführer auf das im Plakat abgebildete Blaulicht warten, ehe sie am Lenkrad drehen und versuchen(!) für die Helfer Platz zu machen.

Rettungsgasse! – Rettungsgasse was?!?

  • Rettungsgasse-Banner an einer Brücke über der Autobahn
    Hessen’s Rettungsgasse-Banner auf Autobahnen

    [Update: Mittlerweile gibt es eine neue, verbesserte  Variante der Brücken-Banner.
    Zur Dokumentation der allgemeinen Rettungsgasse-Aufklärung bleibt der Absatz online:]

    Das Land Hessen wirbt mit  Bannern an ausgewählten Brücken über hessischen Autobahnen für das Bilden der Rettungsgasse. Neben einer Grafik steht „Rettungsgasse“ geschrieben.
    Sicherlich gut gemeint, aber da könnte unserer Meinung auch genauso gut „Brücke“ drauf stehen, das hätte sicherlich den gleichen Effekt auf das Verhalten der Autofahrer unter der Brücke. Autofahrer werden bei Stau weiterhin warten bis Blaulicht im Rückspiegel auftaucht. Denn sie haben seit der Fahrschule zum Stichwort „Rettungsgasse“ das Bild im Kopf, dass erst bei Blaulicht im Rückspiegel Platz zu machen ist.

    Eine Erwähnung des Zusammenhang „Stau“ wäre sinnvoll!
    Mit Hinzufügen eines kurzen, schnell lesbaren Wortes wäre unserer Meinung auch der richtigen Zeitpunkt zum Bilden genannt: „Stau? – Rettungsgasse!“
    [Wie oben bereits geschrieben, wurde unterdessen nachgebessert.]

Schwerpunkt Autobahn

  • In vielen Medienbeiträgen wurde nur die Rettungsgasse an sich erklärt und meist auf §38 StVO verwiesen. Der Hinweis, dass auf mehrspurigen Straßen außerorts und auf allen Autobahnen die Rettungsgasse schon bei stockenden Verkehr umgesetzt werden muss (StVO §11 Abs. 2), fällt leider viel zu oft unter den Tisch. Dass in Autobahnstaus durch Unfälle nicht sofort bei Stillstand die Rettungsgasse gebildet wurde, ist doch eigentlich der Grund weshalb über alle Kanäle die frühzeitige Rettungsgasse gefordert werden muss. Warum wird nicht einheitlich das gefordert, worauf es ankommt? „Bei Stau: Rettungsgasse!“

Korrektes Teilen – Lesen, Verstehen und Wiedergeben

  • Es werden Social Media-Beiträge geteilt, die ganz eindeutig den zu späten Zeitpunkt beim Bilden der Rettungsgasse rügen. Doch beim gut gemeinten „Teilen“ dieser korrekt verfassten Inhalte, wird in dem eigenen Kommentar dann wieder nur „Rettungsgasse rettet Leben!“, „Rettungsgasse bilden“ oder ähnlich geschrieben. Durch solch falsches „Teilen“ und falsches Kommentieren geht die eigentliche Kern-Aussage verloren. Mit der Zeit werden die Empfänger und Leser durch die Quantität solcher Rettungsgasse-Präsenzen nur genervt, anstatt produktiv aufgeklärt.

Screenshots von den Webseiten ADAC und Rettungsgasse-rettet-Leben.de mit unterschiedlichen Angaben zur Rettungsgsse-Regelung bei mehr als drei SpurenKeine Einigkeit. Rettungsgasse – wo denn nun?

[Aufgrund der Gesetzesänderung mit Gültigkeit ab Januar 2017 ist dieses Problem behoben. Wir lassen hier dokumentiert, wie unterschiedlich viele Institutionen die Rettungsgasse bislang kommunizierten.]
  • Unterschiedliche Rettungsgasse-Varianten: In einem Beitrag hieß es: „Bei vier Spuren in der Mitte“, beim nächsten wurde gemäß der StVO gefordert: „bei vier Spuren zwischen der ganz linken und allen übrigen rechten Spuren“ sei die Rettungsgasse zu bilden – Ein Problem, hier entstanden unnötige Irritationen und Diskussionen untereinander!
    Auf einer separaten Seite gehen wir näher auf die Problematik der unterschiedlichen Ausführungen und die Ursachen ein.

(Medien)-Kompetenz – Hinterfragen was man liest und weiter verbreitet

  • Im vorige Absatz thematisiert, kursieren beispielsweise zwei unterschiedliche Auslegungen wo die Rettungsgasse zu bilden ist. Anhand dieser Problematik stellt sich auch dieser, weitere Kritikpunkt dar: Nämlich wenn solche Beiträge ohne Widerfragen der Inhalte geteilt werden. Schon zu oft haben wir beobachtet, dass sogar Moderatoren einzelner Rettungsgasse-Kampagnen solche Beiträge geteilt haben, welche die jeweils gegenteilige Ausführung vertraten, als die selbst kommunizierte Variante. Das geht anhand eines konkreten Beispiels ganz schnell, wenn jemand die aktuellen Rettungsgasse-Tipps des ADAC übernimmt und dann noch mit dem österreichischen Asfinag-Video den eigenen Beitrag „aufhübscht“. Da wird dann, während im Text der entsprechenden Webseite zu lesen ist, der Standstreifen dürfe keinesfalls befahren werden, im ASFINAG-Video die Mitbenutzung des Standstreifen zum Bilden der Rettungsgasse vorgeführt.

Gasse bilden, Standstreifen mitbenutzen – die Nebeneffekte

  • Freie Fahrspur oder Rettungsgasse?!?
    Freie Fahrspur oder Rettungsgasse?!?

    Die neue Formulierung mit Rettungsgasse rechts neben der ganz linken Spur, auch „Rechte-Hand-Regel“ genannt, wird sich wohl (früher oder später) international durchsetzen. Eine Schwierigkeit sehen wir jedoch darin, dass in vielen Abbildungen und Animationen der komplette Seitenstreifen genutzt wird, anstatt nur mit halber Fahrzeug-Breite darauf zu fahren/stehen, so wie es in Österreich gefordert wird.
    Durch die Benutzung des Seitenstreifens in ganzer Breite wird jedoch eine komplette Fahrspur frei!
    Mit dem eigentlichen Ziel eine ausreichend breite Rettungsgasse zu bilden, wird für weitere eintreffende Verkehrsteilnehmer der Blick auf eine komplett befahrbare Fahrspur frei. Was machen die? Sie benutzen die freie Spur, ganz klar! So wird es auch bei gebildeten Rettungsgassen geschehen, wenn diese nicht zwischen den eigentlichen Fahrspuren, sondern auf einer kompletten Fahrspur gebildet wird.
    Würde in allen Abbildungen und Animationen die Rettungsgasse deutlich zwischen den Fahrspuren markiert werden (also auf der gestrichelten Fahrbahntrennung), wäre die Gasse viel eindeutiger als Sonderfall erkennbar.

In Grafiken ein Einsatzfahrzeug abbilden?!?

  • Die meisten Rettungsgasse-Grafiken zeigen ein Einsatzfahrzeug in der Rettungsgasse. Unserer Meinung wird man es auf diese Weise niemals schaffen, folgendes Bild aus den Köpfen der Autofahrer zu bekommen. Spricht man Autofahrer auf die Rettungsgasse an, reden diese vom Platz machen für nahendes Blaulicht und Martinshorn. Der Sonderfall für Außerortstraßen und Autobahnen ist den meisten Fahrzeugführern  nicht bekannt oder – mit der Stau-Situation konfrontiert –  gerade nicht bewusst.
    Standard-Layout des Heckscheiben-Aufkleber

    Will man erreichen, dass außerorts und auf Autobahnen unabhängig von nahendem Blaulicht die Rettungsgasse gebildet wird, darf man in den zugehörigen Grafiken auch kein Blaulicht abbilden!

    Lediglich Filme und Animationen können auf zeitlicher Ebene den Sinn der zuvor gebildeten Rettungsgasse erläutern, indem erst deutlich später ein Einsatzfahrzeug diese nutzt – oder eben auch nicht, was durchaus möglich ist und auch verdeutlicht werden darf und muss! Denn im Optimal-Fall wird in jedem Stau eine Gasse vorhanden sein, welche niemals durch eine Blaulicht-Fahrt genutzt werden muss.
    Ziel muss es sein, den Autofahrern an den Anblick einer theoretisch frei befahrbaren Gasse im Stau zu gewöhnen, dass er diesen Anblick erträgt und er Verführung einer unerlaubten Benutzung widersteht.


Anfangs hatten wir Verfasser von unklaren/fehlerhaften Beiträgen noch als Privatperson auf Fehler beziehungsweise eine ungünstige Ausdrucksweise aufmerksam gemacht.

„Würden Sie bitte auch erwähnen, dass auf Autobahnen sofort die Gasse gebildet werden muss!?“
„Wäre es nicht sinnvoll bei der Grafik das Fahrzeug mit Blaulicht weglassen? Sonst wird weiterhin nur bei einer Blaulichtfahrt Platz gemacht!?“
„Wenn die Aufkleber größer wären, könnte man den Inhalt auch vom nächsten Auto aus lesen. Das wäre doch sinnvoll, oder!?“
„Sollte man auf den Bannern an den Autobahnbrücken nicht eine Aufforderung wie ‚bei Stau‘ , ’sofort bei Stillstand‘ etc. hinzufügen, anstatt nur ‚Rettungsgasse‘ zu erwähnen!?“

Selbst die konstruktivste Kritik  – Abgeschmettert!

Ja, Kritik zu erhalten, besonders wenn alles schon veröffentlicht, bereits passiert bzw. produziert worden ist, wirkt auf den Empfänger ungemütlich und vielleicht auch wie ein Schlag ins Gesicht. Aber nur solche Kritik ist doch die Möglichkeit zu Optimieren, Formulierungen zu konkretisieren und in Zukunft Fehler zu vermeiden.
Ein Beispiel: Vor Ferienbeginn wurde ein Beitrag zur Rettungsgasse verfasst. Wir machten kurz nach Veröffentlichung auf die unkonkrete Headline eines Facebook-Posts aufmerksam, bekamen darauf (immerhin!) die Antwort: „Steht doch in dem zugehörigen Beitrag“.  – Okay, noch einmal nachgeschaut: Ja, nach dem Klick auf den Link am Ende des Beitrags gelangte man auf die zugehörige Webseite. Nach der Länge von etwas drei DIN A4-Seiten füllenden Text, tauchte in einer Zeile des Massentextes tatsächlich ein Satz auf, der wirklich benannte, dass auf Autobahnen sofort die Rettungsgasse gebildet werden „sollte“, wenn der Verkehr ins Stocken gerät. Na, immerhin kannten die Verfasser ihren Text! Re:-/
Manche Hinweise werden vom Autor offenbar als ungemütliche Kritik an ihn selbst tot geschwiegen und gar nicht erst beantwortet.

Aus Frust wurde Engagement

Das zeigte sich leider auch ausgerechnet bei einzelnen Rettungsgasse-Kampagnen und deren Verbreiter. Schade, dabei hat man doch ein gemeinsames Ziel. Und gemeinsam könnte man sich ergänzen, korrigieren und um so mehr erreichen! Aber wie auch bei Autofahrern im Straßenverkehr geht es offenbar nur darum selbst gut voranzukommen und gut da zu stehen. Da setzte sich nach kurzem Frust um so mehr der Ehrgeiz ein. Wir entwickelten kurzerhand unsere eigenen Aufkleber, welche es auf den Punkt brachten. Solche die Stichworte wie „jetzt“, „sofort“, „bei Stau-Beginn“ beinhalten. Und die Abbildungen zeigen KEIN Einsatzfahrzeug in der Rettungsgasse, denn die Gasse muss gebildet sein. Völlig egal ob je ein Einsatzfahrzeug sie nutzen wird. Autofahrer müssen lernen den Anblick einer theoretisch befahrbaren Gasse zu ertragen!

Für alle, die mit uns gemeinsam dort aufklären wollen, wo es nötig ist – nämlich im Stau – bieten wir unsere Aufkleber an.

Mitmachen und Aufkleber bestellen!


Rettungsgasse-JETZT.de Banner

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